Was bedeutet COMENIUS für das THG?

Plädoyer für europäischen Austausch

1. Was bedeutet COMENIUS für das THG? 2. Wer war Johann Amos COMENIUS und wer finanziert COMENIUS heute? 3. Warum ist europäischer Austausch heute so wichtig? 4. Was haben die Namensgeber unserer Schulen, Theodor Heuss für Pforzheim und Sandro Pertini für Italien uns zu sagen?

1. Was bedeutet COMENIUS für das THG?

COMENIUS am THG läuft für zwei Jahre. Aber es geht nicht nur darum, dass im März 2012 zwanzig Latein-Schüler nach Ladispoli fahren und in Gastfamilien dort wohnen und dass umgekehrt zwanzig italienische Latein-Schüler im März 2013 in unsere Gastfamilien kommen. COMENIUS hat das Ziel, möglichst viele am Schulleben Beteiligte teilhaben zu lassen am europäischen Austausch. Der Austausch beginnt dabei schon lange vor der eigentlichen Reise: Mehrere Projekte laufen lange vorher an und enden erst nach zwei Jahren: Umfragen über die Lebenswelt der Jugendlichen in beiden Ländern (auf Englisch), Kontakte über das Internet, ein Sprachkurs in der jeweiligen Partnersprache, Presseartikel, Kontakte zu örtlichen Institutionen wie der deutsch-italienischen Gesellschaft. Insgesamt sind es ca. 15 Projekte, die in den zwei Jahren umgesetzt werden müssen, um an die Fördergelder zu kommen. Für das THG, Partnerschule für Europa, ist COMENIUS eine Chance, diesen Namen weiter mit Leben zu erfüllen. Eine COMENIUS-Fortbildung in Karlsruhe zeigte mir, dass bereits viele Schulen im Enzkreis diese Chance erkannt haben und wir gut daran tun, die damit verbundenen Möglichkeiten intelligent und kreativ voll auszuschöpfen.

 

2. Wer war Johann Amos COMENIUS und wer finanziert COMENIUS heute? 

Das COMENIUS-Programm wird finanziert und geleitet von der  „Generaldirektion Bildung und Kultur“, das wiederum der Europäischen Kommission unterstellt ist. Dieses Programm wendet sich nicht nur an Schüler, sondern auch an Studenten und Erwachsene. Es will somit das lebenslange Lernen in Europa fördern. Manche Programme firmieren auch unter den Namen ERASMUS, LEONARDO DA VINCI, JEAN MONNET, d. h. unter den Namen wirklich in allen Ländern der Union bekannter kulturschaffender Europäer. Johann Amos Comenius war ein deutsch-tschechischer, evangelischer Bischof und Philosoph. Berühmt ist er aber – und hier kommen auch wir als Schule ins Spiel – als der erste moderne Pädagoge: Er schuf die ersten kindgerechten Lehrbücher, lehnte die Prügelstrafe in der Schule ab, war der Begründer der Didaktik (Lehre vom Lernen). Zwei Zitate von ihm findet man häufig: Es sei notwendig, „omnes omnia omnino excoli“ (lat.), das heißt: „dass alle alles gründlich unterrichtet bekommen“. Und: „Omnia sponte fluant, absit violentia rebus“ (lat.), das heißt: „Alles fließe aus eigenem Antrieb, Gewalt sei fern den Dingen.“

 

3. Warum ist europäischer Austausch heute so wichtig?  

Ich selbst war schon als Student mit dem ERASMUS-Programm für ein Jahr zum Studium in Frankreich. Da erfuhr ich sehr deutlich, wie sehr Europa noch in den Kinderschuhen steckt. Vieles an diesen Austausch-Programmen ist noch sehr ausbaufähig. Z. B. hatte ich vorher keinen bilingualen Unterricht genossen. Dabei ist solch ein bilingualer Unterricht, wie wir ihn am THG ja haben, eigentlich zwingende Voraussetzung dafür, später einmal im Ausland zu studieren. Denn wie soll man an einer fremdsprachigen Universität Hausarbeiten bzw. Prüfungen in der Landessprache einigermaßen ordentlich schreiben, wenn man die Fremdsprache nicht studiert, sondern einfach nur Geschichte oder Biologie? Da hilft es, wenn man bereits zuhause das Fach in der Fremdsprache unterrichtet bekommen und auch Prüfungen in der Sprache geschrieben hat.

In Europa werden so viele Sprachen gesprochen, dass jeder Europäer möglichst oft in fremdsprachige Länder reisen sollte. Dort bekommt man einen Eindruck, wie reich unser Kontinent ist und dass es kein Hexenwerk ist, mit anderssprachigen Menschen in Kontakt zu kommen. Meine Erfahrung im Auslandsjahr war: Die Gemeinsamkeiten überwiegen bei Weitem, wie fremd einem auch immer zunächst die andere Kultur vorkommt. Man kann immer viel lernen von der Andersartigkeit. Die großen und kleinen Auslands-Aha-Erlebnisse: man kann alles auch ganz anders machen als bei uns – diese Erlebnisse bereichern enorm. Ein bisschen kam es mir manchmal vor wie in romantischen Erzählungen aus früheren Zeiten: Nicht umsonst wurden die Handwerksburschen in jungen Jahren in die Welt hinaus geschickt, um bei Meistern in anderen Ländern Neues zu lernen bzw. ihr eigenes Wissen in die Welt hinaus zu tragen. Davon profitierte dann ihr Handwerk lebenslang. So ähnlich ist es auch mit unseren Jugendlichen und uns allen: Kontakte ins Ausland haben mir für den Rest des Lebens eine ganz neue Perspektive gegeben. So könnte es für uns Deutsche bei diesem COMENIUS-Projekt interessant sein, dass unser Partnergymnasium praktisch ein G5-Gymnasium ist, während wir am THG gerade beantragen, G9-Gymnasium zu werden.

 

4. Was haben die Namensgeber unserer Schulen, Theodor Heuss für Pforzheim und Sandro Pertini für Italien uns zu sagen? 

Leiten lassen kann man sich dabei von den Personen, die Namenspatron unseres COMENIUS-Projektes sind: Sowohl unser Gymnasium als auch unser Partnergymnasium tragen die Namen jeweiliger Staatspräsidenten: Theodor Heuss, vielleicht der populärste aller Bundespräsidenten, der im Nationalsozialismus nicht mitmachte, andererseits aber auch kein aktiver Widerstandskämpfer war (Ermächtigungsgesetz), gelang es als erstem Staatsoberhaupt nach dem Krieg, Deutschland als liberales, weltoffenes Land würdig in der neu entstehenden europäischen Staatengemeinschaft zu repräsentieren. Sandro Pertini hingegen, Namensgeber unseres Partnergymnasiums, war ein sozialistischer Widerstandskämpfer gegen Mussolini. Unter dramatischsten Umständen konnte er diversen KZs entfliehen, wurde von der SS zum Tode verurteilt. Sein Bruder kam tragischerweise kurz vor Kriegsende im KZ Flossenbürg in Bayern ums Leben, kurz nachdem dort auch Bonhoeffer den Märtyrertod gestorben war. Legendär ist, wie sich Sandro Pertini 1982 als Staatspräsident zusammen mit Bundeskanzler Helmut Schmidt das WM-Endspiel Deutschland/Italien (1:3) in Madrid anschaute und angesichts seines eigenen Lebensweges (italienischer Widerstandskämpfer) und dem Helmut Schmidts (deutscher Offizier im Weltkrieg) sehr emotional wurde (Es sagte so etwas wie "Dieses mal gewinnt Ihr nicht!"). Ich finde, es ist an der Zeit, dass dem wechselhaften Kapitel „Theodor Heuss/Deutschland“ und „Sandro Pertini/Italien“ ein weiteres, fröhliches, zukunftsweisendes hinzugefügt wird durch unsere Schülerinnen und Schüler.                                

Januar 2012, C. Ebinger

 

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