Sa, 18. Mai 2013
Waren letzten Sonntag in Ludwigsburg, wo der chinesische Künstler Liu Bolin ausstellte und anwesend war (vor lauter Leuten sahen wir ihn nicht). Er stellt sich als Mensch vor Hintergründe, z.T. auch politisch interessante, z.B. vor ein Zeitschriften-Regal, wo Bin Laden auf einer Titelseite steht. Dann lässt er sich und seine Kleidung exakt so anmalen, dass er vor dem Hintergrund praktische verschwindet (gib Liu Bolin bei google-Bildersuche ein!). In Ludwigsburg haben sie da ein neues Museum, Zusammenarbeit von Kunstverein, Tourist-Info und Stadtmuseum. In einem Barockbau mit Anbau. Schön gemacht. Aber Bolins Kunstwerke sind nur Foto-Ausdrucke auf große Leinwände. Preis 12.000 bis 18.000 Euro. Limiterte Ausdrucke? War jedenfalls interessant, die großartige Barockstadt, das schwäbisch sprechende, sehr schicke Publikum.
25. November 2012
War in den Herbstferien in der Keltenausstellung in Stuttgart. Im Zentrum werden aufwändig präsentiert: vier sog. Oppida: Ipf bei Bopfingen (war mir neu, dass das auch eine Keltenburg war), Heuneburg bei Sigmaringen an der Donau, Glauberg bei Frankfurt am Main, eine Keltenburg aus Frankreich. Steinstatuen, Wagen, feines Tafelgeschirr, internationale Kontakte, Kunsthandwerk.
Es wurde bei der Heuneburg ja vor wenigen Jahren das Fürstinnengrab gefunden, vor einem Jahr als gefrorener Block aus der Erde geborgen per Tieflader, unten am Fluss, wo keiner sowas vermutet hatte. Durch die Nässe blieb scheints Vieles unverfault. Funde aus diesem Erd-Block werden gezeigt. Er ist aber noch lange nicht fertig untersucht. Das hat man bis zur Ausstellung nicht geschafft. Es gibt aber ein Rekonstruktion des Blockes in Originalgröße, Filme zeigen die Arbeit und die wertvollsten Funde bisher.
Da sollte man zur Vorbereitung nochmal das Keltengrab in Hochdorf besuchen, wo ja alles von Goldschmieden und Schreinern, Webern etc. original nachgebaut wurde! Sehr beeindruckend.
Frida Kahlo, in Schwäbisch Hall, August 2012. Interessantes Leben in Mexiko, aus dem Leiden entstand die Kraft, die volkstümliche, selbstbewusste Kunst. Trotzki begegnet. Interessant auch die anderen mexikanischen Künstler und die nette Gruppe, mit der wir drin waren (einer davon war bereits im blauen Frida-Kahlo-Haus in Mexiko-Stadt, Spanisch-Lehrer aus Schwäbisch Hall). Der zeitweise Ehemann Kahlos, Diego Rivera, malte meisterhaft, dekorativ und mexikanisch, wie man es sich vorstellt. Indianerinnen mit dicken schwarzen Zöpfen, massig gemalt, Früchte, Markt, Boot, alles sonnig. Herrliches Lilienmeer oben, unten ausdrucksstarke, simple Figurengruppe von Bauern. Zum ersten Mal kapierte ich, was ein "Murale" ist, ein Wandgemälde im Riesenformat zur Belehrung des Volkes. In Mexiko an Universitätsgebäuden, in Lateinamerika auf Fastentüchern. Die Maler studierten Giotto in Italien, in Asissi ! Die Botschaft des 20. Jahrhunderts war dann der Sozialismus, die Belehrung des Volkes auch mit einer Art Evangelium, oder Opium? Auf jeden Fall mit überschäumender, katholischer Bilderfreude.
Neo Rauch, in Baden-Baden, 2011: Farbig, anschaulich, aber etwas sehr nachdenklich und melancholisch, eben wie C.D.Friedrich. Aber sehenswert. Ein bisschen kann man verstehen, warum manche Leute auf der Welt dafür so viel Geld zahlen.
Turner, Monet, Twombley. Later painitings. Staatsgalerie Stuttgart. März 2012.
War am regnerischen Sonntag in der Staatsgalerie Stuttgart. Die Süddt. Zeitung hatte gemeldet, dass da eine sehenswerte Ausstellung sei über den Briten William Turner aus dem 18. Jahrhundert. In einer Geschichteklausur hatte ich kürzlich ein Gemälde von ihm interpretieren lassen. Es ging da um die Industrialisierung, die aus dem Dampf und Nebel in Form einer Lokomotive auf den Betrachter zurast, über die Themse hinweg. Nun wurde aber dieser ausdrucksstarke Maler, der das Wasser liebte, mit Monets Seerosen verglichen, und schließlich hing in jedem Raum noch der moderne Maler Cy Twombler, der abstrakt malte, aber z.B. Hero und Leander als Titel wählte, eine Geschichte, wo es auch um Wasser geht. Und tatsächlich: An der Wand gegenüber hängt ein Turner, ein Schiff im Seesturm, dann ein Monet, dunkler, bedrohlicher Wasserwirbel, und da erkennt man im Abstrakten von Twombler: eine schwarze Welle verschlingt den verliebten Leander. Die bisher schwer zu verstehenden Bilder dieses Twombler werden nach dieser Ausstellung einige Millionen mehr wert sein, schrieb unsere Zeitung.