Liebe Mitarbeiter von Christsein heute,

 

im August-Heft 2007 habe ich mich gefragt, ob das „typisch FeG“ ist? Und deshalb sende ich Ihnen anbei folgenden Leserbrief:

 

Praxis gut; Vergangenheitsbewältigung mangelhaft

 

1. Die „FeG-Haushaltsplanung“ zeigt Stärken der FeGs: hier gibt es klare Vorschläge, wie gemeinsam etwas bewegt werden kann, wie Ressourcen gezielt eingesetzt und für ein Ziel verwendet werden können. Danke Frau Anabel Brandis für diesen hilfreichen Artikel.

2. Mit Interesse habe ich auch den Artikel über Jakob Lenhard gelesen. Es ist prima, dass wir etwas über unsere Glaubensväter erfahren, dass wir die Geschichte der FeGs verstehen können, weil wir wissen, warum wie entschieden wurde und welche Personen die FeGs geprägt haben. Danke für diese Reihe von Artikeln, Pastor Weyel. Jakob Lenhard war von 1933-1947 Präses – also in der ganzen Zeit des schrecklichen Dritten Reichs. Aus Erzäh­lungen anderer habe ich auch gehört, dass gerade FeGs in dieser Zeit das Reich Gottes mit viel Schwachheit vertreten haben.

Doch es hat mich erschreckt, wie mit diesem Thema umgegangen wird. Der Abschnitt über das Dritte Reich ist kurz, was natürlich die Freiheit des Autors ist. Aber es bleibt in der Ver­gangenheitsbewältigung bei kleinen Andeutungen („der Bund und die Bundesleitung sind auch in die Schuldfrage verstrickt worden“ anstelle von „haben auch Schuld auf sich gela­den“) und einem großen, selbst ausgestellten Freispruch: „Gott hat uns bewahrt. [… Deshalb müssen wir nicht] bekennen, dass wir schuldig sind und die Gemeinden verkehrt geführt hätten. Nein, wir haben in dieser Beziehung ein gutes Gewissen.“

Das kann und darf nicht die Lektion für zukünftige Generationen sein. Es geht mir in erster Linie nicht um die Bewertung der Lebensleistung von Jakob Lenhard, aber es geht um die Darstellung der FeGs in dieser Zeit. Die Beschreibung einer solch traurigen Zeit und die Rolle der FeGs kann m.E. nicht mit diesem Zitat enden. Pastor Wilhelm Busch hat hier klarer ge­schrieben, was die Reaktion aller Christen hätte sein müssen: „ Als einer, der diese Zeit miterlebt hat, kann ich nur sagen: …’Jawohl, wir haben schrecklich versagt.’ Wenn ich geschrien hätte, wie ich heut weiß, dass ich hätte schreien sollen, stünde ich jetzt nicht hier… Prof. Gollwitzer hat gesagt: „Es ist schrecklich, dass alle sich rechtfertigen wollen…’ ‚In der Selbstrechtfertigung ist die Einigung der Kirche bereits vollzogen.’“ (aus W. Busch „Freiheit aus dem Evangelium“, S.7-10) Das gilt nicht nur für die evangelische und katholische Kirche, sondern anscheinend auch für FeGs.

Ich denke, wir müssen das Thema vorsichtiger angehen, die eigene Schuld eher im Sinne von Nehemia („ich und meines Vaters Haus haben auch gesündigt“ Neh. 1,6 vgl. auch Esra 9,7), und Jeremia („Herr, wir erkennen unser gottloses Leben und unserer Väter Missetat; denn wir haben wider dich gesündigt“ Jer. 14,20 und Daniel 9,8) beschreiben, die in Ihrer Zeit erkannt haben, dass Buße Not tut, gerade von fähigen Leitern. Kein Kapitel über Christen in Deutsch­land in dieser Zeit darf deshalb mit einem Freispruch enden, mit einem „guten Gewissen“.

Das ist wichtig, weil auch heute Menschen in Deutschland durch Städte gejagt und verprügelt werden, weil sie eine andere Hautfarbe haben. Auch da ist Mut und Zivilcourage von Christen gefragt. Jetzt sind wir dran und Geschichte soll dazu dienen, aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen, weil wir noch viel zu lernen und auch schon viel gegen Gott gesündigt haben.   

 

Viele Grüße und weiterhin viel Mut, die Wahrheit des Evangeliums klar in die Welt zu tragen

 

Gerhard Ebinger

Altomünsterstr. 69

80997 München

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