Konfirmation meines Patensohns Stefan Eißler am 29.03.2015 in Gunzenhausen

 

Konfirmationsspruch: Stefan hat sich selber gewählt: Psalm 13,6 in der Übersetzung der Guten-Nachricht-Bibel: „Doch ich verlasse mich auf deine Liebe, ich juble über deine Hilfe. Mit meinem Lied will ich dir danken, HERR, weil du so gut zu mir gewesen bist.“

 

Thema: Ausgehend von seinem Konfirmationsspruch wird der Konfirmand vom Patenonkel in eine Jahrtausende alte Glaubens- und sozusagen Jubel-Geschichte eingeordnet. Betont wird dabei seine familiäre Herkunft – der Patenonkel ist Cousin des Konfirmandenvaters. Innerhalb der Familiengeschichte sollen die Schwiegerfamilien besonders hervorgehoben werden.

 

Lieber Stefan, liebe Gäste!

 

Wir freuen uns, dass wir nicht nur aus dem Badischen ins Bayerische eingeladen wurden zu Deiner Konfirmation, sondern auch, dass ich Dein Patenonkel sein darf. Je älter ich selber werde, fällt mir auch in meinem Beruf auf, wie schön es – trotz aller Anstrengungen auch manchmal – ist, unter jungen Menschen zu sein. Vor allem auch, wenn man selber nicht die Eltern-Rolle hat mit all der aufopferungsvollen Verantwortung, sondern wenn man sozusagen nur stundenweise, ausschnittsweise oder Patenonkel-weise das Beste der jungen Leute erlebt, Eure unglaubliche Vitalität, Eure Kreativität, Euren Optimismus. Auf facebook habe ich so Manches Lustige und Nette von Dir mit bekommen. (Z.B. hast Du mitgeteilt, dass das Adonia-Musical Nehemia bei Euch gespielt wird. Durch das Mitsingen meiner Patentochter Sophia in Bruchsal habe ich diese neue Adonia-Bewegung letztes Jahr kennen gelernt.)

Ich bin ja nicht gerade der präsenteste Patenonkel, den man sich vorstellen kann. Ihr wart zwar als Familie vor Jahren einmal bei uns in Pforzheim, ich war ein paar Mal auch in Mundelsheim, aber jetzt habe ich Dich seit Jahren nicht gesehen. Du hast Dir einen Konfirmations-Spruch gewählt, wo von Jubel die Rede ist. So ist es ein Jubel-Anlass für mich heute, Dich wieder zu sehen und erstmals zum weltweit bekannten – fast möchte ich schon sagen – christlichen Wallfahrtsort zu pilgern. Hensoltshöhe – der Name hat so oft in mir Widerhall gefunden, auf goolge-Landkarten bin ich virtuell hierher gereist, oft habt Ihr mich hierher eingeladen und ich war so stolz zu wissen, dass Ihr hier seid – jetzt bin ich endlich selber an diesem berühmten Ort präsent.

„Doch ich verlasse mich auf deine Liebe, ich juble über deine Hilfe.“ So heißt es in Deinem Denkspruch von heute. Der König David hat vor ziemlich genau 3000 Jahren sich also nicht verlassen auf solche berühmten Orte wie hier oder auf Patenonkels, die nach Jahren endlich mal auftauchen. Er jubelt über die Hilfe Gottes.

Wenn ich auf mein Leben schaue, erinnere ich mich nur dunkel an meine eigene Konfirmation. Mein Spruch hieß „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.“ Philipper 4,13. Ich empfinde meinen Lebensweg nicht als geradlinig, aber als sehr voll und abwechslungsreich. Aber der Gott Davids, der uns in Jesus nahe gekommen ist, hat mir die Macht oder Fähigkeit gegeben, bis hierher zu kommen. Mir sogar die Macht gegeben, Dein Patenonkel zu sein und heute mitzufeiern im Jubel über Dein Leben, in dem Gott auch schon so viel geholfen hat.

Und Du bekräftigst also heute Deine Taufe, dass Du auf die Liebe dieses Jesus dein Leben aufbaust, zum Sohn also des Schöpfers der Welt, dessen Hilfe und Gnade schon vor 3000 Jahren einen Helden und Mächtigen wie David zum Jubeln brachte. (Dein Name Stefan passt zu David, denn er meint auch einen Sieger, der den Siegeskranz trägt, die Krone.)

Fakultativ, falls Zeit bleibt:

Dabei könntest Du Dein Leben auch auf vieles andere aufbauen, was uns heute verbindet. Ich will dies ein wenig ausführen, was unsere Familien verbindet. Aber verlassen wollen wir uns darauf nicht, sondern auf den Schöpfer. Es ist vielleicht ein Hilfe, ein Hinweis. Denn Jesus nachfolgen kann man nicht allein, sondern nur in der Gemeinschaft, und die Familie ist Teil davon. („Teil seiner Geschichte Sein“ war ja auch das Motto des letztjährigen Christustages in Stuttgart, den es hier ja vielleicht auch hier in Franken gab.)

Was dich und mich in der Jesus-Nachfolge verbindet seit König David, fängt meiner Meinung nach schon sehr früh an, denn ich bin ja Geschichte- und Lateinlehrer. Durch die Römer kam das Christentum erstmals auch hier nach Gunzenhausen, ist anzunehmen. Die Stadt-Kirche von heute morgen, so las ich, steht auf den Mauern eines Römerkastells. Das ist unsere erste gemeinsame Grundlage. Das Judentum des König David von gerade eben brachte das Christentum hervor, das wiederum durch die Romanisierung hierher kam nach nördlich der Alpen. (Dein Vater könnte uns erklären, welches hebräische Wort in Deinem Konfirmationsspruch steht für „dein Hilfe“ oder „Gnade“, über die David hier jubelt.) Wir wollen das nicht vertiefen. Die ersten Missionare predigten jedenfalls 1000 Jahre lang aus der lateinischen Bibel. Die Alamannen vertrieben die Römer, die Iroschotten, die Briten missionierten hier, ebenso die Franken mit ihrem St. Martin als Stammesheiligen, nach denen die Gegend hier ja bis heute Mittelfranken heißt. (Den Gunzenhäuser Reformator und Humanisten Osiander („Hosenmann“) lassen wir in unserem heilsgeschichtlichen Parforce-Ritt weg.) Kommen wir aber zum 20. Jahrhundert, in dem ich – in Gegensatz zu Dir – noch geboren bin. Kommen wir endlich zu unsren Familien.

Unser gemeinsamer Vorfahr Wilhelm Busch predigte zwischen und nach den schrecklichen Weltkriegen von Gott dem Schöpfer und seinem Sohn Jesus. Durch seine Bekanntheit und große Begabung und sein Wirken verbindet er uns stark. Wolfgang Becker, ein rheinischer Kollege Deines Vaters, hat in seiner Doktorarbeit vorsichtig eine Schwäche bemerkt, die ich als Kommunikations-Schwäche deute. Es falle auf, dass die Schwiegerfamilie immer etwas zu kurz komme. Die Mutter Busch tauche oft in den Predigten und Briefen auf, der Vater oder auch die Familie seiner Frau Emmi nie. Als Ausgleich dafür habe Wilhelm Busch dann nach dem plötzlichen Tod wohl diese Biografie geschrieben über seinen Vater. Ich spüre diese Kommunikations-Schwäche auch bei mir, z.B. darin, dass ich Dich, lieber Stefan, so lange nicht gesehen habe. (Vielleicht wird es ja doch mal was mit dem gemeinsamen Skifahren.)

Und ich will deswegen auch einmal die Schwiegerfamilie Deines Vaters hervorheben, die Familie Weller. Ludger Schmidt, Dein Onkel von dieser Seite, ist mit mir in so freundlichem Kontakt auf facebook, ebenso Deine bewundernswerte und kreative Mutter. Überhaupt habt Ihr Wellers alle mir in meinen Stuttgarter Jahren immer einen so warmen Empfang in der Stiftskirche Stuttgart bereitet. Wie oft habe ich von Deinem Vater oder Deiner Mutter, Andrea, sonntagmorgens das Gesangbuch in die Hand bekommen und dazu unbeschreiblich zuvorkommende Begrüßung und Nachfragen! Man könnte noch so viel Interessantes sagen bzw. ich würde gerne noch so viel wissen über diese tüchtige, nicht unbedeutende Familie, die mit uns gemeinsam heute über unseren Gott jubelt. Ludger, als ich vor sieben Jahren neu in Pforzheim war, warst Du wie ein Engel der erste Bekannte, der mir in Pforzheim plötzlich über den Weg lief. Du hast das Reuchlin-Museum dort gebaut und eingeweiht.

Was uns alle ebenfalls verbindet, und hier kommt sogar meine Schwiegerfamilie ins Spiel, sind die Stockhausen-Fenster. Hans Gottfried von Stockhausen, im Remstal vor wenigen Jahren gestorbener Glasmaler, hat nicht nur, wie ich in der unvermeidlichen wikipedia las, im Chor Eurer Stadtkirche 1990 Fenster gestaltet, sondern auch bei uns in Pforzheim in der Stadtkirche, bei Euch in der Stiftskirche Stuttgart (Ludger, Du musst ja von der Renovierung her jeden Millimeter da auswendig kennen) und tatsächlich auch in der winzigen Disapora-Kirche „Zum Guten Hirten“ in Todtmoos, wo mein Schwiegervater im Ältestenkreis ist und als Prädikant tätig.

Und dann hast Du ja noch einen nicht unbekannten Großvater – und das soll die Zeitreise beenden durch die Geschichte und die Familien. Dein Großvater Konrad ist ja mein Patenonkel. Und das ist auch der nächtsliegende Grund, warum es mir ein große Ehre ist, unter seinen vielen Enkeln selber einen Patensohn zu haben! Dafür danke ich Deinen Eltern sehr! Ich weiß nur noch schemenhaft, wie er mir zur Konfirmation in einer Tischrede sagte, ich solle in den Spuren der Kullens laufen. (Wilhelm Busch war mit Johanna geb. Kullen verheiratet. Das war eine Hülbener Lehrerfamilie.) Ich habe einen Kullenkopf, sagte er. Denn mein Vater Karl war ja auch Lehrer, und meine Konfirmation wurde im Klassenzimmer gefeiert. Solch romantischen Verhältnisse, wie sie mein Vater hatte in der Altenrieter Dorfschule, könnt Ihr Jungen Euch im 21. Digital-Jahrhundert nicht mehr vorstellen. Jedenfalls bekam ich von meinem Patenonkel und seiner Frau Jutta für mich damals immer extrem tolle Geschenke, z.B. ein fast schon schwertartiges Fahrtenmesser, einen Gaskocher fürs Übernachten im Freien, eine Feuerwerkspistole samt Munition. Da kann ich nicht mithalten als Patenonkel, die Latte ist zu hoch. Ebenso habe ich nicht den Bekanntheitsgrad erreicht, dafür habe ich aber immerhin viele von den hier Anwesenden als facebook-Freunde.

Wir wollen wir heute gemeinsam darüber jubeln, dass wir alle einen ewigen, gnädigen Gott seit Jahrtausenden haben, dem auch du nachfolgen willst. Und hier kommt die Besonderheit Deiner eigenen Eltern und Geschwister ins Spiel. Schon an ihrer Hochzeit spielten deine Eltern vierhändig am Flügel, ich glaube in der Sakristei des Alten Schlosses. So verbinden uns also nicht nur leuchtende Kirchenfenster, sondern klingende Instrumente. Deine Eltern haben ihre Gaben als Komponisten, Chorleiter, Buchautoren, Musiker offensichtlich Dir weiter vererbt, wie man an Deiner Spruch-Auswahl sieht: „Mit meinem Lied will ich dir danken, HERR, weil du so gut zu mir gewesen bist.“ Ich freue mich, dass Du verschiedene Instrumente spielst, bin sehr stolz auf Dich als Cellisten und E-Gitarristen. Und von Deinen anderen Gaben weiß ich wohl zu wenig, Humor scheint Dir nicht abzugehen wie Deinem Großvater Konrad. Ich gratuliere Dir jedenfalls heute offiziell zu Deiner Konfirmation und wünsche, dass Du als Teil von Gottes Jahrtausende alter Geschichte mit Deinen speziellen Gaben in dieser speziellen Familie, mit der wir alle gemeinsam heute Gott zujubeln, dass Du da weiter Musik machst, Lieder singst, und oft das nachsprechen kannst: „… weil du so gut zu mir gewesen bist.“   Christian und Angela Ebinger

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