Mamas Geburtstag 15.7.2012

Die geistliche Bedeutung eines Kühlschrankes

Von Christian Ebinger

 

Hans-Peter Royer vom österreichischen Tauernhof hat bei uns in der Stadtmission eine Bibelschule abgehalten über den Ersten Johannesbrief. Dieser Skilehrer und kernige Typ hat einen Freund, der ist Holzfäller. Immer wenn der im Wald spazieren gehe, um in der Stille der Natur mit Jesus zu reden, käme das Geräusch einer Motorsäge dazwischen oder eines Traktors. So leidenschaftlich liebe er diese Geräte, dass er vom Gebet abgelenkt werde. Royer riet ihm, dass er doch mit Jesus gemeinsam zu den Holzfällern hingehen solle und sich alles besehen und besprechen. Diese Leidenschaft sei Jesus nicht fremd, er gehe mit, die Geräte hätten eine geistliche Bedeutung.

Du, Mama, wirst Dich nicht für Motorsägen interessieren. Sehr viel zu tun hast Du aber mit dem Kühlschrank. Ich stieß durch den Film „Behind the hedge“ (Ab durch die Hecke), den ich Dir heute als DVD schenke, auf den Kühlschrank und seine geistliche Bedeutung.

 

1. Die geistige Bedeutung eines Kühlschrankes

Auf der Internet-Seite himmelan.de las ich kürzlich Deine Lebensbeschreibung über Deine Mutter. Kritik muss ich natürlich daran üben, dass nur Positives berichtet wird, eine Schwäche, die ich kürzlich auch im Busch-Buch fand: Da muss Wilhelm Busch bereits vor fast hundert Jahren um Verständnis bitten, dass er nur Positives zu schreiben hat.

Interessant war mir aber u. a. Deine Hervorhebung der gegensätzlichen Erziehungs-Stile Deiner Mutter Lydia, die liebevoll und freiheitlich erzog, und Deiner Tante Maia Scheffbuch, die konsequent und streng erzog. Beispiel Essen am Tisch: Du durftest als Kind dem Essen fernbleiben und Dich in die Johannisbeer-Sträucher zurückziehen. Denn schon damals aßest Du am liebsten Obst und Beeren. (Annette und Martin schenken entsprechend heute ein Kilo Kirschen, genau das Richtige! Und Karina hat das anscheinend geerbt, wie sie die Kirschen mit rotem Mund genießt.)

Du bist eine leidenschaftliche Leserin, aber auch Autorin, wie man hier sieht. Deine Kullen- und Busch-Erzählgabe wird durch Dein Schreiben konserviert. Unsere Vorfahren, die nicht lesen und schreiben konnten, vergaßen ihre – die Forschung hat das gezeigt – Familiengeschichte in der dritten Generation. Nun muss man ja nicht alles aufbewahren. Die Bibel überliefert uns die Familien-Geschichten, die für unser Heil notwendig sind als Familienmitglied in Gottes Volk! Das reicht doch, mag man denken. Und dennoch, wenn Generationen wegsterben, die viel mit Gott erlebt haben und Erfahrungen gesammelt haben, dann bricht ein karger Winter aus, wenn plötzlich all das Wissen weg ist. Man vererbt ja auch sonst Häuser, Straßen, Schulsysteme, Krankenversicherungen, Staaten, weiter an die Jungen. Wie jämmerlich hatten es unsere analphabetischen Vorfahren, die im Winter dann plötzlich nichts zum Zehren hatten an Erfahrungen, Lebens-Erleichterungen, Gottes-Erlebnissen, die sie hätten nachlesen oder sich gegenseitig vorlesen können. Denn das ist der Sinn von Schrift, heute Fotos und Filmen: Dass sie etwas frisch erhalten, was sonst durch den Gang der Natur, den Tod, die Entfernung, den Winter verloren gehen würde. Diese göttliche Möglichkeit, verderbliche Güter haltbar zu machen, vergleiche ich mit einem Kühlschrank.

 

2. Die geistliche Bedeutung eines Kühlschrankes

In dieser DVD nun „Ab durch die Hecke“ spielt für mich ein Kühlschrank die Hauptrolle. Du kannst den Trickfilm mit Deinen Enkeln anschauen, aber auch für Erwachsene ist er interessant. Da leben ein Eichhörnchen, Marder, Mäuse usw. im Wald, wie man auf der Packung sieht. Sie leben spartanisch. Im Sommer müssen sie fleißig für den Winter sammeln. Der ist hart, denn es wächst nichts Essbares. Mitten in diesem kargen Leben entdeckt das Wiesel am Waldrand eine Wiese, dann eine lange Hecke. Es schlüpft durch und findet dahinter ein Reihenhaus mit einer Holzterrasse so wie Eure hier in Pliezhausen. Darauf riecht es köstlich, denn es brutzelt auf dem Kugel-Grill. Die Tiere werden neugierig: So mancher Leckerbissen, den sie bis daher nicht kannten aus ihrem kargen Nüsse- und Eicheles- und Bucheles-Leben, braun gebratene Wurstzipfel oder heiße Fettstücke, fliegen da in die Hecke zu ihnen. Nachts ist es so sommerlich, dass die Menschen im Film die Balkontür offen lassen. Da traut sich ein Tierchen, vielleicht der Fuchs, hinein und sieht in der Küche den Kühlschrank. Die anderen folgen, sie öffnen den Kühlschrank leise. In der Dunkelheit leuchtet es plötzlich aus dem Kühlschrank heraus. Der Film zeigt es so eindrücklich: Eine riesige Wand gefüllt mit Herrlichkeiten tut sich vor den Tieren auf. Auch die Kühlschranktür ist voll mit Eiern, Schokolade, kühlem Joghurt. Und jedes Fach von oben bis unten quillt über vor Quark, Salat, Paprika, Tomaten, Kartoffeln, Gelben Rüben, Brokoli. Es ist so eindrücklich, wie ihre kleinen Tiergesichter, von all der Herrlichkeit von oben angestrahlt, wie die ungläubig staunen. Da war mir klar: Diese nächtliche Szene, dieses Überwältigtsein von so viel Frische und westlichem Wohlstand, dieses Bild des Reichtums und Überflusses, das hat etwas Geistliches zu sagen.

An Deinem Geburtstag heute ist es zuerst ein Bild für Dein Leben: Wenn man all die Jahre anschaut wie Kühlschrankfächer von unten nach oben, so quellen sie über von Liebe und Leben. Eine schöne Kindheit, ein reiches Berufsleben. (Deine ehemaligen Mitarbeiterinnen besuchen Dich ja heute noch.) Dann Deine Ehe. Eine schöne Frau bekommt viele Kinder und überschüttet sie mit Liebe. Erzieht sie sorgfältig. Dann die Urlaube, welche Farbenpracht, welche Sommerfrische an kühlen Seen. Dann die Enkel und das Gemeinde- und Stundenleben. Kaffee und Kuchen, Hefezopf und Erdbeer-Marmelade. Eine prächtige Wand von Frische und Genuss tut sich da vor mir auf. Gott hat Dich sichtbar gesegnet.

Aber nun hast Du selbst vor allem hunderttausende Male den Kühlschrank geöffnet! Ganz wörtlich hast Du ihn zu einem Altar der Liebe Gottes gemacht, an dem Du die Priesterin warst, die schmecken und sehen lässt, wie freundlich der Herr ist. Die verschiedenen Salatsorten z. B. hab ich gut in Erinnerung, als wir wieder kürzlich an Deinem Tisch saßen. Ein Kühlschrank passt ja nicht ganz zum Bild eines Altares. Die Herrlichkeiten, das Herausleuchten, das Vor-Augen-Führen, der Überfluss und das Erstaunen des Betrachters, das passt sehr gut. Aber wir alle wissen aus der Bibel, dass ein Altar einen Wohlgeruch ausströmt, weil er brennt. Und weil um ihn Menschen feiern und essen. Da denkt man eher an den Grill, den wir heute nicht anwerfen wegen Deinem Rückenleiden. Aber vor allem denke ich an Deinen Herd und Deinen langen Esstisch aus dem Kinderheim, an dem wir hier im Moment sitzen. Das sind Deine Altäre, an denen Du waltest und laut Hebräerbrief Königin und Priesterin Gottes bist. Zur Kritik von vorher, dass man auch Negatives berichten sollte: An so einem Tag wie heute findet sich nur Überfluss an Positivem!

 

3. Genuss-Wünsche

Aber kehren wir zum Kühlschrank zurück. Ohne ihn müssten wir in kargen Zeiten Hunger und Mangel leiden. Dank ihm staunen wir täglich über Gottes Überfluss und Genuss-Geschenke. Ich wünsche Dir, liebe Mama, dass Du, die Du den Kühlschrank so oft geöffnet hast, in Zukunft weniger belastet wirst mit diesem fleischlichen Essens-Priesterinnen-Amt, dafür öfter bei uns an den Altären sitzt und genießt, an unseren Tischen, was aus unseren Kühlschränken und Küchen kommt.

Aber den geistigen Kühlschrank, den musst Du in Zukunft noch mehr öffnen! Und Du solltest auch Tante Sigrid, Tante Hildegard, Onkel Konrad ermuntern, an den Kühlschrank recht oft zu gehen. Wie begeistert hast Du die fünf Bände gelesen von Grete Busch, der Frau von Johannes Busch! Wie aus einem Kühlschrank heraus hast Du uns teilhaben lassen an diesem frischen, prallen Leben, das uns heute stärken und satt machen kann. Ich glaube, das ist Deine Leidenschaft, Dir ein großer Genuss, so etwas zu lesen! Auch viele andere Verwandten-Briefe liest Du und bereitest sie auf. Und gleichzeitig bist Du eine leidenschaftliche Erzählerin und Schreiberin. So hast Du einen Adventskalender mit Hanna Stöffler zusammengestellt mit Familien-Anekdoten. Das heißt, Du teilst nicht nur aus aus dem Segen des Kühlschrankes, sondern Du füllst auch neue Lebensmittel ein, lauter Kostbarkeiten, Genüsse, die auch später noch frisch sein sollen für hungrige Herzen. Unbedingt sollten Du und Deine Geschwister auch Dinge auf Filme drauf-erzählen, die man dann im Internet zugänglich macht!

 

So wünsche ich Dir weiterhin viel Genuss am geistigen Kühlschrank, beim Rausholen, Zubereiten, aber auch beim Auffüllen. Aber auch viel Genuss am echten Kühlschrank! Und wir alle bauen darauf, dass im Himmel einmal der wahre, ultimative Kühlschrank vor unseren Augen aufgeht und wir – die wir jetzt schon beim Betrachten und Genießen Deines Lebens so staunen müssen – dann beim Großen Abendmahl aus dem Staunen und Genießen noch viel weniger herauskommen als schon am heutigen Festtag.  

Dies ist eine mit page4 erstellte kostenlose Webseite. Gestalte deine Eigene auf www.page4.com